Unsere Anträge in der BVV

1177/V - Alte Ideen bewahren und neuen Anforderungen gerecht werden

Drucksache 1177/V

10.04.2018

 

Das Bezirksamt wird aufgefordert,


- ein Konzept vorzulegen, mit dem die Sportwiese (Catcherwiese) und die zugehörigen ehemaligen Umkleiden (danach Parkcafé und Sportgebäude) im Volkspark Rehberge in ihrer Ausprägung und Nutzung sowohl dem ursprünglichen Zweck der Erholung und des Sports für breite Volksschichten in einer verdichteten Stadt gerecht werden können,
- ein Konzept vorzulegen, um das das Gartendenkmal Sportwiese und die beiden ehemaligen Umkleiden zu bewahren bzw. denkmalgerecht zu sanieren,
- dem Beschluss der BVV vom 18.05.2017 Rechnung zu tragen und schnellstmöglich die Nutzungsmöglichkeiten zu eruieren und Finanzierungskonzepte für die Sanierung und Nutzung des Parkcafé Rehberge darzulegen,
- bei der Weiterentwicklung des Areals auch das südlich des Parkcafés gelegene ehemalige Umkleidegebäude einzubeziehen und zu prüfen, ob und wie das Gebäude für eine breite Nutzung durch alle Bevölkerungsschichten und sozialen Gruppen geöffnet werden kann.

Begründung:


„Der Volkspark Rehberge ist in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre nach Plänen des Bezirksgartendirektors Rudolf Germer und des Gesamtberliner Gartendirektors Erwin Barth errichtet worden. Er stellt ein wichtiges Zeugnis der Gartenkultur der Weimarer Republik dar und steht als Beispiel für die damalige hohe Wertschätzung einer vielfältig nutzbaren Grünanlage.“ (Gartendenkmalpflegerische Stellungnahme von Dr. Dieter Land, vom Dezember 2017) Die ehemaligen Umkleiden und die Sport-und Spielwiese sind Teil der Gesamtanlage. Die ehemalige Umkleide auf der südlichen Seite des Zugangs aus den 1920er Jahren wurde später zu einem Café umgebaut, sie steht seit 2015 leer.

Die BVV hat zuletzt mit ihrem Beschluss vom 18.05.2017 (Drucksache 0239/V) das BA ersucht, alternative Nutzungsmöglichkeiten und Finanzierungskonzepte für die Sanierung des Parkcafé Rehberge zu entwickeln; eine VzK dazu wurde noch nicht vorgelegt. Inzwischen ist klar, dass das Gebäude als Teil der ursprünglichen Parkausstattung aus denkmalpflegerischer Sicht unbedingt zu erhalten ist (siehe o.g. Gutachten).


Das Gebäude auf der nördlichen Seite, ebenfalls als Umkleide für den Sport geplant und später errichtet, wurde im Krieg zerstört und danach wiederaufgebaut. Sie wird heute für den Vereinssport genutzt (siehe Antwort des BA vom 22.03.2018 auf schriftliche Anfrage 0323/V).
Die Sport- (Catcher-)wiese wurde bereits vor einigen Jahren zu einem Biotop innerhalb des Landschaftsschutzgebietes Rehberge entwickelt. „Es handelt sich heute um eine geschützte Langgraswiese mit Hochstauden“ (siehe VzK zu Antrag 2510/IV vom 14.11.2017). Dies obwohl die Wiese nach dem Konzept der Anlage dem Spiel und Sport zugedacht war, und als solche zu schützen ist. Eine Beschlussfassung der BVV dazu gibt es – soweit bekannt - nicht. Es wurde auch kein Ersatz für den Wegfall der Sportwiese geschaffen, obwohl der Bezirk Mitte Defizite bei Spiel- und Sportwiesen aufweist (Antwort des BA auf Drs. 0947/V) vom 21.12.2017). Im Bezirk Mitte sind damit nur noch die Schillerwiese im Volkspark Schillerpark mit ca.40.000 m2 und bedingt, weil uneben und mit Baumbestand, die Ballsportwiese Rehberge mit ca. 12.000 m2 Fläche als Spielwiese für den vereinsungebundenen Breitensport verfügbar.

Auch hundert Jahre nach ihrer Entstehung sind Volks- und Stadtparks das Herzstück der städtischen Erholung und Freizeitgestaltung. Bis heute haben diese Parks ihre Bedeutung für die Gesunderhaltung der Bevölkerung nicht verloren. Sie müssen aber auf neue, die moderne städtische Gesellschaft belastende Faktoren reagieren und entsprechende Ausgleichsangebote bereitstellen: Die moderne Stadtgesellschaft ist im Berufsalltag eher wenig körperlich aktiv, sie leidet unter Stress und dadurch ausgelösten Krankheiten und sucht dafür einen Ausgleich bzw. Erholung durch Bewegung, zum Laufen, Walken, Skaten und Spielen, ob Federball, Fußball oder Yoga. Der Trend zum selbstständigen, selbst organisierten Sporttreiben ist dabei nicht zuletzt das Ergebnis der sich wandelnden Arbeitsprozesse und -strukturen.

Der Senat von Berlin entwickelt derzeit ein Parksportkonzept, dass die verschiedenen Nutzungsinteressen berücksichtigen soll. Den Auftakt dazu bildete eine Fachtagung unter dem Titel “Park.Sport.Bewegung – Sport- und Bewegungsförderung in öffentlichen Grünanlagen”, bei der Fachleute der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, des Landessportbundes, der Bezirke, und der Vereine über künftige Perspektiven diskutierten.

(Quelle:https://www.berlin.de/sen/inneres/sport/sportmetropole-berlin/sportpolitik/artikel.412432.php).


Mit niedrigschwelligen Angeboten versuchen Städte und Bezirke, dieses Sportangebot zu unterstützen. Im Bezirk Mitte setzt sich bwgt e.V. mit Unterstützung des BA Mitte für die Förderung von gesundheitsorientierten Spiel-, Sport- und Bewegungsangeboten, insbesondere für Kinder und Jugendliche aber auch für Erwachsene und Senioren ein. Im Rahmen des Projekts „Bewegungsförderung im öffentlichen Raum“ wurden kostenlose Angebote entwickelt, zu denen alle ohne Voranmeldung kommen können. einfach vorbei zu kommen!
Im PeterPanter-Park in Pankow bieten Pfeffersport und die Kurt-Tucholsky-Oberschule für Kinder verschiedener Altersgruppen Kurse im Park an, auch für behinderte Kinder und Jugendliche.
Für den Volkspark Rehberge bedeutet dies, dass die vor hundert Jahren entwickelte Konzeption der Gartenanlage, in der Sport und Spiel ihren selbstverständlichen Platz bekommen haben, nicht aufgegeben, sondern weiter entwickelt werden muss. Im Einklang mit dem Denkmalschutz sind Gebäude und Wiese so herzurichten und zu nutzen, dass sie in der dicht besiedelten und weiter wachsenden Stadt ihren Beitrag für ein gesundes Leben mit Sport und Spiel erbringen können.

Fraktion der SPD, Matischok, Kreitmair

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