Grundlagen für eine Bebauung des Molkenmarkts

Veröffentlicht am 19.07.2020 in Stadtentwicklung

 

Einmalige Gelegenheit, ein Stadtviertel neu zu gestalten

In ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause befasste sich die BVV Mitte mit dem Antrag der SPD-Fraktion Grundlagen für eine Bebauung des Molkenmarkts“. Wie die Urheber des Antrags herausstellen, bestehe jetzt die einmalige Gelegenheit, durch den Rückbau der überdimensionierten autobahnähnlichen Grunerstraße im historischen Zentrum Berlins in direkter Nachbarschaft zu Rotem Rathaus, Nikolaiviertel und Altem Stadthaus ein Stadtviertel ganz neu zu gestalten. Mit der Aufstellung des Bebauungsplans im Jahr 2016 wurde hierfür ein äußerer Rahmen gesetzt, den es jetzt in verschiedenen Verfahren stadtplanerisch und architektonisch zu füllen gilt.

Der Antrag der SPD-Fraktion, der mittlerweile von der BVV in den Ausschuss für Stadtentwicklung überwiesen wurde, bezieht sich auf einen erst vor kurzem gefassten Beschluss des Kreisvorstands der SPD Mitte „Zukunftsort Berliner Mitte: Unser Plan für eine lebendige und lebenswerte Stadtmitte“, an dessen Zustandekommen Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe sowie die vier SPD-Abteilungen von Alt-Mitte maßgeblich beteiligt waren. Der Beschluss sieht vor, die Berliner Mitte unter Berücksichtigung der sorgfältig im Partizipationsprozess „Alte Mitte. neue Liebe“ erarbeiteten und vom Abgeordnetenhaus im Jahr 2016 beschlossenen „Bürgerleitlinien für die Berliner Mitte“ behutsam zu reurbanisieren. Hierbei sind die Bereiche Molkenmarkt, Nikolaiviertel, Museumsinsel, Humboldtforum, Alt-Cölln, Fischerinsel, Spittelmarkt und Leipziger Straße, Unter den Linden, Spandauer Vorstadt, Alexanderplatz, Karl-Marx-Allee und Nördliche Luisenstadt konzeptionell einzubeziehen. Weitere Informationen zum Thema Berliner Mitte hier!

Lebenswert und gemeinwohlorientiert, verkehrsarm und klimaresilient, lebendig und vielfältig in der Nutzung – so sieht Sascha Schug, Vorsitzenden der SPD-Fraktion Mitte und deren Sprecher im Stadtentwicklungsausschuss, die Zukunft des Molkenmarkts, die mit dem Rückbau der Grunerstraße bereits begonnen hat. Der Straßenquerschnitt wird radikal verschmälert, um Flächen zu schaffen für ein neues Stadtquartier. Es soll eine kleinteilige Grundstücksbildung vorgegeben werden, die selbstständige, architektonisch gut gestaltete Häuser möglich macht. Im Erdgeschoss sind Geschäfte und Gastronomie vorgesehen, darüber wird preiswerter Wohnraum entstehen. Sofern die Gebäude nicht durch städtische Gesellschaften errichtet werden, favorisiert die SPD-Fraktion Erbbaurechtsmodelle.

Explizit bezieht sich der Antrag auf eine Strategie der Doppelten Innenentwicklung. Das bedeutet, dass der zukünftige Flächenbedarf nicht durch ein Ausgreifen der Stadt ins Umland befriedigt werden soll, sondern durch eine bessere Nutzung von innerstädtischen, bereits erschlossenen Flächen. Diese Innenentwicklung muss dann aber doppelt gedacht werden. Baustadtrat Ephraim Gothe formuliert dies so: „Wir müssen die bauliche Entwicklung immer an die Schaffung grüner und blauer Flächen koppeln.“

Im vorliegen Fall bedeutet dies: Die baulichen Entwicklung ist mit der Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität und eines klimaresilienten urbanen Grüns zu verbinden. So sieht der Antrag der SPD Mitte auch vor, den Straßenzug von der Mühlendammbrücke bis zur neuen Grunerstraße gegenüber der aktuellen Planung um eine Fahrspur auf zwei Spuren je Richtung zu verringern, auf denen auch die neue Tram fahren wird. Dies erlaubt breitere Bürgersteige und eine großzügigere Führung von Fahrradspuren. Auch die Mühlendammbrücke soll dementsprechend auf ein stadtverträgliches Maß reduziert werden, wie es die  Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen in der BVV Mitte in einem Antrag fordern.

Schließlich verlangen die vielen geschichtlich bedeutsamen Orte sowie die bereits begonnenen archäologischen Grabungen eine umfassende Erinnerungs-Konzeption für das ganze Quartier.

In einem Video im Rahmen der Reihe Stadtentwicklung Spezial von #mittespricht beleuchtet Bezirksstadtrat Ephraim Gothe die historische Bedeutung, Entwicklung und Umgestaltung des ältesten Platzes von Berlin, dem Molkenmarkt. Auch ein Artikel in der Berliner Woche vom 22. Juli 2020 berichtet darüber.

 
 

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