Evas Haltestelle für wohnungslose Frauen in Not

Veröffentlicht am 11.03.2019 in Soziales

Evas Haltestelle, vertreten durch Claudia Peiters und den Mitarbeiterinnen Natalie Kulik und Charlotte Riepe, eröffnete am 7. März 2019 die Aufenthalts- und Wohnräume an der Müllerstraße 126. Ca. 24 weitere festangestellte Mitarbeiterinnen und ehrenamtlich Tätige sind zum Wohle der Frauen, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, tätig. Das Angebot ist kostenlos.

Die 1997 gegründete Tagesstätte wurde über den Sozialdienst katholischer Frauen e. V. (SKF) und aus Spendengeldern finanziert. Seit Oktober 2018 gibt es eine Teilfinanzierung durch den Bezirk Mitte.

Der Umzug wurde notwendig, da das bisherige Haus saniert werden musste. Evas Haltestelle, selbst fast ohne Unterkunft, hat Glück im Unglück gehabt. Ein privater Eigentümer vermietete eine frei gewordene Apotheke an den Sozialdienst Katholischer Frauen. 

Erzbischof Dr. Heiner Koch fand gute Worte für das Gelingen der Erwachsenenseelsorge. Er dankte dem Sozialdienst katholischer Frauen und den Helferinnen und Helfern und segnete anschließend die Räumlichkeiten.

Bezirksstadtrat Ephraim Gothe sprach zu den Gästen und teilte mit, dass die nächsten zwei Jahre mit je 70.000 € gefördert werden und die anschliessende Finanzierung auch gegeben ist.  

Um dem Ersuchen der BVV für eine zusätzliche Sozialarbeiterinnenstelle gerecht zu werden, wird die Entwicklung der neuen Einrichtung bis 30. Juni 2019 durch das Sozialamt Mitte beurteilt. Die SPD-Fraktion ist sich schon jetzt sicher, dass Evas Haltestelle das Soll überschreitet, und wird für weitere Stellen aus dem Bezirkshaushalt kämpfen.

Der Standort ist sehr gut geeignet durch die offene Fensterfront. Dadurch wird ein niederschwelliges Angebot ermöglicht. Mit der Einrichtung mitten im Wedding ist Evas Haltestelle damit gut aufgehoben. Nach außen etwas Trubel und innen die Ruhe. 

Die Tagesstätte sorgt sich um Frauen, sie ist ein wichtiger Schutzraum. Hier werden Frauen so angenommen, wie sie sind. Um die 100 Frauen werden hier täglich betreut: 

Frauen, die sich in der Haltestelle nur mal aufwärmen oder duschen wollen, aber auch Frauen, die Schutz vor gewalttätigen Partnern suchen. Frauen gehen oft Zwangspartnerschaften ein, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Sie haben Angst, ihre Wohnung zu verlieren, wenn sie aufbegehren, oder sie lassen sich schlecht behandeln.

Wohnungslose Frauen und von Wohnungslosigkeit bedrohte brauchen den Wiedereinstieg in die Gesellschaft, schaffen es aber oft nicht alleine. Hier setzt Evas Haltestelle an. Frauen brauchen anders Schutz und Hilfe als obdachlose Männer. 

Wohnungslose Frauen werden in der Gesellschaft selten als solche wahrgenommen. Sie pflegen sich, achten auf ihr Aussehen, werden daher nicht von der Bevölkerung als obdachlos eingeschätzt, anders als zum Teil übelriechende wohnungslose Männer. 

In der Tagesstätte finden Frauen jemanden, der zuhört, der Hinweise gibt, der ihnen sagt, wo sie was beantragen können, wo sie Beratung finden. Ihnen wird gezeigt, wie sie eine Unterstützung wie ALG II, EMR oder ähnliches beantragen können. Sie haben die Möglichkeit, jeden Morgen gemeinsam zu frühstücken und sich auszutauschen oder schweigsam zu bleiben. 

In Evas Haltestelle können Frauen duschen und ihre Wäsche waschen, ihren Schlafsack reinigen, sie können dort essen, sich zurückziehen. Martina Matischok freute sich, dass ihr Eröffnungsgeschenk in Form von Waschpulver so freudig angenommen wurde. Benötigt werden aber vor allem auch Damenhygieneartikel wie z. B. Tampons.   

Wichtig ist auch die Sozialarbeiterin vor Ort, um für Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sie begleitet Frauen auch zu Ämtern und nimmt Ängste. Viele Frauen in Not bedürfen auch dieser Art der Betreuung. Einige Frauen leiden z. B. unter Psychosen, Paranoia, Schizophrenie, Borderline und anderen Erkrankungen der Seele.

20 Schlafplätze stehen jetzt in der Müllerstraße zur Verfügung. Zuvor gab es nur 10 Schlafplätze. Noch immer viel zu wenig Schlafmöglichkeiten für wohnungslose Frauen.

Die Winternotübernachtung ist von Oktober bis April möglich.

Ein geringer Anteil von wohnungslosen Menschen möchte unter freiem Himmel leben. Ihnen dient Evas Haltestelle als Schutzraum, um zu duschen, Wäsche zu waschen, etwas zu trinken, zu essen, psychologische und/oder soziale Beratung zu erhalten. Evas Haltestelle macht Freizeitangebote u. a. Computerkurse und Spielenachmittage möglich.

Neue innovative Wege werden mit dem Projekt „Housing First“ begangen. Der schwindende bezahlbare Mietpreissektor lässt die Wohnungsuchenden am Rand stehen, Leidtragende sind immer die ökonomisch Schwachen. „Housing First“ ist ein Projekt des SKF in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Soziales und hilft beim Finden einer Wohnung als ersten und wichtigsten Schritt in ein selbstbestimmtes und freies Leben. Hier sind vor allem sozial engagierte Vermieter gefragt, die entsprechenden Wohnraum zur Vermietung anbieten wollen.

Es kann unter Umständen eine Wohnung angemietet werden, welche über Eigenmittel des Sozialdienstes katholischer Frauen, Spenden und Eigenmittel der Frauen (Mittel vom Arbeitsamt u. a. ALG I bzw. II, aus dem Bezirkshaushalt u. a. Grundsicherung nach dem SGB XII oder von Rententrägern) finanziert werden. Die Frauen werden auf dem Weg in die gesellschaftliche Normalität durch den SKF begleitet.

Martina Matischok

07.03.2019

 
 

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