Mehr Bienen für Berlin

Veröffentlicht am 13.02.2019 in Umwelt

Vortrag im BVV Saal Rathaus Mitte

Ein Vortrag von Dr. Christian Schmid-Egger im Rathaus Mitte

Ca. 40 Besucher und Besucherinnen - überwiegend interessierte Bürger und Bürgerinnen (darunter zwei Imker) und aus der Politik waren bei der Veranstaltung am 12. Februar 2019 zugegen.

Die Wildbiene ist gemeinsam mit der Honigbiene wichtigster Bestäuber im Ökosystem. Im Gegensatz zu dieser fliegt sie aber früher im Frühjahr und ist auch bei widrigem Wetter unterwegs.

Es gibt ca. 600 Arten von Wildbienen in Deutschland, darunter fallen auch verschiedene Arten der Wespenfamilien und die Hummeln. Die Honigbiene als domestizierte Bienenart dagegen ist ein „Haustier“, sie gilt u. a. als wichtiger Bestäuber von Ostbäumen und Raps. Die Wildform ist in Europa nahezu ausgestorben. Gehen die Imker zurück, gehen auch die Honigbienen zurück. Allerdings liegt hier noch keine Gefährdung vor, sie ist nicht Teil der vom Aussterben bedrohten Wildbienen. Imkern ist in letzter Zeit von der Stadtbevölkerung neu entdeckt worden und erlebt nun einen Aufschwung. 

Wildbienen dagegen müssen geschützt werden. Sie sichern die botanische Vielfalt und fördern die biologische Diversität. Die Besonderheit von Wildbienen ist die hohe Spezialisierung, die Art der Nahrungsaufnahme, die Nistplatzwahl und ihre Ansprüche an das Klima und viele andere Standortfaktoren.  

300 Wildbienenarten gibt es noch in Berlin. Durch Städte- und Wohnungsbau auf bisher brachliegendem Territorium, durch Versiegeln von bisher offenen Bodenflächen und durch nicht insektengerecht angelegte und gepflegte Grünanlagen werden den Tieren die Lebensgrundlagen entzogen. Die Folgen des Wegfalls der Wildbienen als Bestäuber sind nicht absehbar.

Die Unterscheidung der Arten erfolgt durch Größe, Färbung oder Musterung.  Von 1,3 mm bis 3 cm reichen die Abmessungen der verschiedenen Arten. 

 

 

175 Arten sind in der Blütenbindung oligolektisch d. h. spezialisiert, so sind viele Wildbienen von einer bestimmten Pflanzenart abhängig. Korbblütler (Löwenzahn, Sonnenblume, Astern) und Schmetterlingsblütler (Klee, Wicke, Ginster) werden von über 30 verschiedenen Wildbienenarten als Nahrungsquelle genutzt. 3 Bienenarten ernähren sich hingegen zum Beispiel ausschließlich von Natternkopfgewächsen. 

 

 

Das zeigt, dass der richtige Mix an Pflanzen eine Grundvoraussetzung für das Ansiedeln und Fortbestehen ist.

Die nächste Voraussetzung bildet der „Wohnraum“ der Bienen. Ein Großteil der Arten vergräbt ihre Nachkommenschaft im Boden. Hier werden von den Tieren bis zu 60 cm tiefe Löcher im lockeren Erdreich angelegt. Andere Arten nutzen totes Geäst oder sogar verlassene Schneckenhäuser. 

Alle Wildbienen sind für den Menschen absolut ungefährlich. Es ist daher kein Problem, ein Wildbienenhotel auf dem Balkon oder im Garten zu installieren. Im Gegenteil, die Pflanzen der Umgebung werden von der Nahrungssuche der Tiere profitieren. Der für uns sichtbare Lebensabschnitt der Wildbienen dauert von März bis Oktober. Dann müssen alle Nachkommen sicher verborgen sein.

Was wir für die Wildbienen tun können, ergründet das Projekt „Mehr Bienen für Berlin“ der Senatsverwaltung und der Deutschen Wildtier Stiftung seit 2018 bis 2022.

Der Bezirk Mitte ist mit 3 Grünflächen im Spreebogenpark, im Monbijoupark und der Grünanlage Altonaer Straße beteiligt. Hier werden Nistflächen und Futterpflanzen für Wildbienen angelegt. Die Ergebnisse des Projekts werden dann ins Handbuch „Gute Pflege - Pflegestandards für die Berliner Grün- und Freiflächen“ übernommen.

Unabhängig davon sind wir alle gefordert, dem Aussterben der Wildbienen entgegenzuwirken:

Bürgerinnen und Bürger können entsprechend ihrer Möglichkeiten in Gärten, Balkons und Kleingärten Nisthilfen installieren und in eigenen Gärten naturnahe Plätze schaffen. Speziell abgestimmte Blühmischungen sind zum Beispiel bei der Deutschen Wildtier Stiftung erhältlich. Auch Beratung zum Einsatz von geeigneten Nisthilfen wird angeboten.

 

Wildbiene des Jahres 2019: Rostrote Mauerbiene

Kleingartenanlagen können Blühwiesen und Nistflächen anlegen und auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichten.

Wohnungsbaugesellschaften können die Grünflächen ihrer Objekte wildbienenfreundlich gestalten. Auch begrünte Dachflächen sind mitunter geeignet.

Kommunale Grünanlagen können umgestaltet werden, um den Tieren Lebensräume zurückzugeben. Auf großen akkurat gemähten Wiesen lassen sich bepflanzte Steinkuppeln anlegen, die Nistmöglichkeiten und Nahrung bieten können. Diese können bei der Mahd auch problemlos umfahren werden und bleiben so intakt. Auch das Reduzieren der Mähhäufigkeit hilft den Bienen durch längere Blütenstände. Bei Frühjahrsbepflanzungen können bei Wildbienen „beliebte“ Pflanzenarten zum Einsatz kommen.

Schülerinnen und Schülern kann auf Lehrpfaden und Informationspunkten Wissen vermittelt werden. 

Am wichtigsten ist jedoch Aufmerksamkeit und Verständnis für die Situation der Wildbienen und anderer Insekten in unserer Stadt. Wildkräuter und Gräser am Straßenrand oder in Parks sind keine „Schmuddelecken“- sondern Wohngebiete für Wildbienen und andere Insekten. Eine blütenlose Rasenfläche ist für Wildbienen tödlich, so schön sie dem einen oder der anderen auch erscheinen mag. Die bisherigen Lebensräume für die Wildbiene sind fast völlig zugebaut, planiert oder versiegelt worden. Wir müssen unseren kleinen Nachbarn neue Plätze schaffen, damit sie überleben. 

In diesem Zusammenhang möchte die SPD-Fraktion in der BVV Mitte an den Weltbienentag am 20.05.2019 erinnern. Weltweit finden an diesem Tag Veranstaltungen und Aktionen rund um die Bienen statt. 

Martina Matischok

13.02.2019

 
 

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