Gedenken an die Opfer der „Fabrik-Aktion“ und den „Frauenprotest in der Rosenstraße“ 1943

Veröffentlicht am 05.03.2019 in Bezirk

Am 27. Februar 1943 begann die erst später so benannte „Fabrik-Aktion“. Dabei wurden Tausende Jüdinnen und Juden vor allem an ihren Zwangsarbeitsstätten verhaftet, aber auch aus Wohnungen einbestellt und von den Straßen aufgegriffen und in Konzentrations- und Todeslager deportiert. In Berlin betraf dies auch viele in sogenannter Mischehe Lebende, die in das Sammellager in der Rosenstraße 2-4 in Berlin Mitte, dem ehemaligen Wohlfahrtsamt der Jüdischen Gemeinde, gebracht wurden. Dagegen protestierten ihre nichtjüdischen Ehefrauen tagelang - bis zur Freilassung fast aller Festgenommenen. Diese Aktion gilt in der Forschung als die größte spontane Protestdemonstration im Deutschen Reich gegen das NS-Regime.

 

Der Bezirk Mitte gedenkt dieser mutigen Frauen jedes Jahr am Mahnmal Große Hamburger Straße mit anschließendem Schweigemarsch zur Rosenstraße sowie am Denkmal in der Rosenstraße.

 

Wie Dr. Mario Offenberg von der Israelitischen Synagogen-Gemeinde in seiner Gedenkrede betonte, haben die Frauen bewiesen, dass ein Widerstand gegen das menschenverachtende Regime möglich war. Deutlich sprach er sich auch gegen die Teilnahme der AfD an öffentlichen Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer der Naziherrschaft aus. Am Ende seiner Rede zitierte Dr. Offenberg als eine Verpflichtung für uns alle aus der Thora den Spruch: „Gedenke und vergiss nie!“ Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Petra Pau rief zu einem aktiven Bündnis aller Demokraten auf. „Dies ist unsere Gesellschaft und wir stehen fest gegen jede Art von Menschenfeindlichkeit“, betonte sie unter Beifall der Versammelten. 

 

Sascha Schug und Sabine Quentemeier

 

Die SPD Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte war auf der Gedenkveranstaltung sehr gut vertreten mit BVV-Vorsteher Sascha Schug, mit dem BVV-Mitglied Vera Morgenstern, Beauftragte der Fraktion für Geschichte und Gedenken, der stellv. Bürgerdeputierten Simone Quentemeier sowie der Bürgerdeputierten Elisabeth Graff. Die Bundestagsabgeordnete Eva Högl war für die SPD Mitte gekommen.

 

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung fand im benachbarten Instituto Cervantes ein Zeitzeuginnengespräch statt: „Drei Generationen im Gespräch: Großmutter und Zeitzeugin Dr. Helga Christoph mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin“. Bewegt schilderte Helga Christoph, wie sie damals als Elfjährige mit ihrer Mutter in der Rosenstraße für die Freilassung des Vaters demonstriert hatte. Erna Löwenstein (ihre Mutter), die aus einer nicht-jüdischen Familie stammte, hatte trotz mehrerer Vernehmungen durch die Gestapo zu ihrem Mann gehalten und ihm und der gemeinsamen Tochter so das Leben gerettet.

 

Zeitzeuginnengespräch im Instituto Cervantes

 

In der Familie war das lange kein Thema. Erst als ein Onkel, der die Shoah überlebt hatte, aus den USA zu Besuch gekommen war, hat Helga Christoph ihrer Tochter etwas darüber erzählt. Schließlich haben die Enkeltöchter die Erzählungen zusammen mit der Großmutter aufgeschrieben bzw. zum Thema der Abschlussarbeit für die Schule gemacht. Vieles haben sie alle erst durch die Aufzeichnungen von Erna Löwenstein erfahren, die 1997 gestorben ist und viele Dokumente hinterlassen hatte.

 

Vera Morgenstern

Simone Quentemeier

1. März 2019 

 
 

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