Ost-Sicht

Veröffentlicht am 13.06.2014 in Kultur

Fraktion on Tour:

„Ost-Sicht –

Verbotene Blicke“

Auf Initiative von Stefan Draeger besuchten am 13. Juni Fraktionäre der SPD – Fraktion der BVV – Mitte die Ausstellung „Ost-Sicht – Verbotene Blicke“, welche im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer Fotografien aus den 1960er und 70er Jahren zeigt.

Fotografien der Berliner Mauer aus Westberliner Sicht vom Mauerbau bis zur Öffnung gibt es viele. Sowohl professionelle wie auch private Aufnahmen sind in Vielzahl zu sehen. Jedoch gibt es kaum private Exponate jener Zeit aus Ostberliner Sicht. Die DDR-Grenzanlagen wurden strengstens bewacht. Das Fotografieren der Berliner Mauer war verboten und galt als Vorbereitung der Flucht oder Regime-Kritik. Gelang es dennoch, die Mauer von Ostberliner Seite aus heimlich zu fotografieren, scheiterte es an der Entwicklung der Bilder, diese Zeitzeugnisse zu sichern. Damals wurden die Filme in Fotogeschäften entwickelt. Bilder der Berliner Mauer entstanden nicht in den Fotolaboren, sie wurden nicht entwickelt, sondern vernichtet. Selbst die Negative dazu wurden entfernt.

Bei den wenigen Fotografien, die trotz aller staatlichen Vorkehrungen, diese zu verhindern, entstanden sind, handelt es sich um Schnappschüsse. Schnappschüsse, die einen Augenblick einfangen, wohlweislich, welche Schwierigkeiten das Erwischt werden mit sich bringen wird. Dem wohl bekanntesten „Mauerfotograf“ Detlef Matthes brachten seine Fotografien die zeitweilige Inhaftierung. Es war unter Strafe verboten, die Grenzanlagen von der Ostseite her abzulichten.

Den Gefahren des Erwischt werdens zum Trotz hatten mutige Menschen ihren Blick festhalten können. Dem Mut der Fotografen und Fotografinnen verdanken wir den Einblick in einen Moment des Lebens an der Mauer und zur Darstellung der DDR-Grenzanlagen.

Stefan Draeger, Ana-Anicka Waldeck, Jürgen Radloff-Gleize und Martina Matischok-Y. konnten bei ihrer Fraktionstour nunmehr Fotografien auf die Berliner Mauer aus Ostberliner Perspektive betrachten u. a. von Detlef Peuker, der in Vorbereitung eines Fluchtversuches die Mauer ablichtete, Christiane Bartls, die einen Teil der Grenzanlagen mit Blick in den Westen aus ihrem Schlafzimmerfenster dokumentierte, Regine Hildebrandt, die ihren Ehemann und Bruder mit Westblick vor der Mauer und Freunde vom Westen zu ihr herüber blickend bildlich festhielt.

Es bleibt zu hoffen, dass weitere private Fotografien der Berliner Mauer aus Ost – Sicht aus den Jahren bis 1989 den Weg in die Öffentlichkeit finden. Zeitzeugnisse insbesondere dann, wenn diese heimlich entstanden sind, vermitteln einen Eindruck von der  Atmosphäre zum Zeitpunkt des Geschehens und sind damit von besonderer Wichtigkeit für all die Menschen, denen ein Blick verborgen blieb.

Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 30.09.2014.

Martina Matischok – Y.

13.06.2014

 
 

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