Rundgang: Historische Mitte

Veröffentlicht am 01.06.2014 in Stadtentwicklung

Wenn die „richtigen“ Themen angesprochen werden und die Bürgerinnen und Bürger zum Mitreden eingeladen werden, dann strömen sie. So zu besichtigen am vergangenen Freitag. Die SPD-Fraktion in der BVV Mitte zu Berlin hatte die Aufforderung verschickt: „Die Historische Mitte Berlins – reden Sie mit!“ Viele ließen sich nicht zweimal bitten.

So trafen sich mehr als 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger – die meisten Anwohner aus Karl-Liebknecht-, Spandauer- und Rathausstraße – am Eingang zu den Rathaus-Passagen, um sich einerseits von Ephraim Gothe, ehemaliger Baustadtrat von Mitte und Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Ideen zum Rathaus-Forum erläutern zu lassen, aber auch um eigene Vorstellungen zu äußern. Dabei auch viele Genossinnen und Genossen aus den Abteilungen 1 (Rosenthaler Vorstadt) und 2 (Alexanderplatz) – letztere quasi die „Platz-Hirsche“.

Aus der SPD-Fraktion der BVV Mitte zu Berlin waren Janina Körper, Vera Morgenstern, Thorsten Lüthke und Stefan Draeger vor Ort. Sie gaben ergänzende Informationen, wo angebracht und führten am Rande der Begehung viele individuelle Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern. Die Tour führte nach kurzen einführenden Worten und ersten Fragen und Antworten zum neugestalteten Platz vor dem Fernsehturm. Auf einer Karte, die die „Historischen Mitte“ Berlins zeigt, erläuterte Ephraim Gothe die bereits umgesetzten Maßnahmen und umriss die Herausforderungen, die nun für die zu erwartende Diskussion im Raume stehen. Er machte deutlich, dass noch lange nicht entschieden sei, ob es einen Architekten- oder einen Landschaftsplaner-Wettbewerb für diese Areal geben werde. Oder eine Mischung von beidem.

Ganz schnell wurde klar, dass die Anwohnerinnen und Anwohner in die Planungen miteinbezogen werden möchten. Mit einem gewissen Misstrauen wird das Kuratorium betrachtet, das Senatsbaudirektorin Regula Lüscher vor Kurzem einberufen hatte und dem aus Mitte lediglich der Bezirksbürgermeister Christian Hanke und der Präventionsbeauftragte des Bezirks, Hein Nopper, angehören. Ephraim Gothe wies darauf hin, dass dieses Gremium keine inhaltlichen Entscheiden treffen solle, sondern lediglich die Vorgehensweise der Senatsverwaltung bei der Einbeziehung von Betroffenen – also die sogenannte „Partizipation“ – überwachen und eigene Vorschläge dazu unterbreiten sollen.

Die Neugestaltung des Areals vor dem Fernsehturm – mit Spielplatz und Bäumen – wurde grundsätzlich für gut befunden, es wurde aber der Wunsch geäußert, zu den sechs bisher neu angepflanzten Bäumen weitere vier bis sechs zu pflanzen, um auch das Verweilen im Hochsommer bei direkter Sonneneinstrahlung zu ermöglichen. Die vorhandenen Bäume werden sehr hoch wachsen und eine entsprechende „Spannweite“ haben – was aber ein paar Jährchen dauern wird.

Zweiter Haltepunkt war neben den Kaskaden hinter dem Fernsehturm. Auch hier wurden ja bereits Verschönerungen vorgenommen, das Gelände bis zur Karl-Liebknecht-Straße ist deutlich aufgewertet worden. Jetzt fehlt nur noch der geplante und genehmigte Hotel-Neubau – weil dann auch die unschönen Verschalungen der ehemaligen Eingänge zum Fußgängertunnel verschwinden würden (dazu ist der Bauherr des Hotels verpflichtet). Stefan Draeger hatte erst kürzlich im Stadtentwicklungsausschuss den zuständigen Stadtrat um Auskunft gebeten, wann mit dem Bau zu rechnen sei. Die Antwort konnte nicht gegeben werden, das Amt wird aber Kontakt zum Investor aufnehmen und seine zeitlichen Planungen erfragen.

 

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Ephraim Gothe

 

 

Vor dem Eingang der Marienkirche berichtete Ephraim Gothe von den bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Veränderung des Areals dort und konnte auch besorgte Fragen nach einem behindertengerechten Zugang zur Kirche beruhigen: es ist eine große und lange schräge Fläche geplant, die direkt zum Haupteingang führt und so versuchen soll, das Niveau von Kirche und Grünanlage einigermaßen anzugleichen. Auf die Beschwerde eines Anwohners, dass schon jetzt zu viele Bäume für die Umbaumaßnahmen gefällt worden seien, wusste Janina Körper zu entgegnen, dass nach Abschluss der Maßnahmen mehr neue Bäume angepflanzt werden würden als zuvor gefällt worden seien. Es wurde die Sorge geäußert, dass die Archäologischen Grabungen zu einer erheblichen Verzögerung der Arbeiten führen könnte. Da diese Ausgrabungen parallel zu den sonstigen Maßnahmen erfolgen soll, rechnet die Verwaltung nicht damit. Das Stimmungsbild der anwesenden Anwohnerinnen und Anwohner ergab, dass die Mehrheit für den Verbleib des Neptunbrunnens am jetzigen Ort plädiert. Moniert wurde das derzeitige Beleuchtungskonzept, das an vielen Stellen zu „dunklen Ecken“ führe. Vertreter aus der „Initiative Alexanderplatz“ wussten aber zu berichten, dass das Amt zur Zeit bereits eine Optimierung prüfe und die Aussichten für eine Umsetzung positiv bewerte. Man erwartet einen baldigen Bericht des zuständigen Amtes in der Initiative.

Letzter Haltepunkt war die Rathaus-Brücke. Dort wurden von Ephraim Gothe noch einmal die vielen Aspekte der Entwicklung der Historischen Mitte genannt und die Anwohner darauf hingewiesen, sich darauf vorzubereiten, dass im Rahmen der „Partizipation“ mich Sicherheit auch Vorschläge auf den Tisch kämen, die eine vollständige Bebauung von Marx-Engels-Forum und Rathaus-Forum vorsähe. Interessanterweise sagten einige Anwohnerinnen und Anwohner, dass man zu Kompromissen bereit sein müsse, allerdings nur eine „behutsame“ Bebauung akzeptieren könne.

Stefan Draeger dankte zum Schluss der Begehung Ephraim Gothe für seine Ausführungen und den Anwesenden für ihr Interesse und wies darauf hin, dass die SPD sich selbst noch keinen Standpunkt zur Entwicklung an diesem Ort entwickelt habe, dass man noch in der Diskussion sei. Er bot den Anwohnerinnen und Anwohnern einen weitergehenden Dialog an, vor allem auch, wenn feststehe, wie die vielbeschworene „Partizipation“ aussehen werde. Da sich nahezu alle einig waren, dass die Prozesse deutlich länger dauern würden, als von der Senatsverwaltung geplant, schlug Draeger ein weiteres Treffen im Herbst dieses Jahres vor.

Insgesamt eine gelungene Veranstaltung. Die vielen Interessierten sind wieder einmal ein Beweis dafür, dass Betroffene „mitgenommen“ werden möchten. Ein wichtiger Termin auch und besonders für die SPD-Fraktion in der BVV Mitte.

 

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Stefan Draeger 01.06.2014

 
 

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