Ein neues Quartier am Alexanderplatz

Veröffentlicht am 21.01.2019 in Stadtentwicklung

So voll war der BVV-Saal im Rathaus Mitte lange nicht: AnwohnerInnen und Interessierte drängelten sich, um die Entwürfe der Planungsbüros für das neue Quartier am Alexanderplatz zu sehen und zu diskutieren. Im ehemaligen „Haus der Statistik“ und einigen Neubauten sollen Flächen für soziale und gewerbliche Zwecke, für Wohnen und nicht zuletzt ein neues Rathaus gebaut werden. 

 

Dazu wurde – und das ist neu in ganz Europa – erstmals ein „dialogischer Wettbewerb“ durchgeführt, in dem drei Planungsbüros ihre Ideen montatelang mit den BürgerInnen, den beteiligten Gesellschaften und Behörden (Bezirk Mitte, Senat, BIM und WBM) sowie der Initiative Haus der Statistik (ZUsammenKUNFT Berlin eG – Genossenschaft für Stadtentwicklung) diskutiert haben. Heraus kamen drei spannende städtebauliche Entwürfe, die Lust auf das neue Quartier und den neuen Leuchtturm, das Rathaus Mitte, wecken. 

 

Alle Entwürfe zeigen eine dichte und in der Höhe gestaffelte Bebauung, aber auch Stadtplätze und grüne Oasen als Rückzugsmöglichkeiten für die Bewohner und Beschäftigten sowie Balkone und Terrassen – für den Ausblick über die Stadt oder das Hochzeitsfoto mit Fernsehturm. Das Viertel soll trotz beachtlicher Baumassen für vielfältigen Zwecke – es sollen u. a. hunderte Arbeitsplätze und mindestens 300 bezahlbare Wohnungen entstehen – auch ein gutes Stadtklima aufweisen und so grün wie möglich werden. Dachgärten, begrünte Wände, aber auch große Bäume und lichte Haine wurden vorgeschlagen. Regenwasser soll gut versickern können, und das autofreie Quartier braucht genügend Stellplätze für Fahrräder und andere Mobilitätsangebote.

 

Für das Rathaus, aber auch das ganze Quartier soll gelten: Es soll offen sein sowohl für diejenigen, die von der belebten Gegend um den Alexanderplatz kommen als auch für diejenigen, die nebenan in den Wohnungen an der Karl-Marx-Allee wohnen. Deshalb sehen alle 3 Entwürfe mehr oder weniger große Eingangsbereiche nach beiden Seiten vor. In den Bestandsbauten des ehemaligen Hauses der Statistik werden breite Durchgänge geschaffen, zur Berolinastraße hin wird es Gassen geben.

 

„Warum ähneln sich die Entwürfe?“ wurde in der Diskussion gefragt. Antwort der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher: „Weil alle Büros sich mit den Wünschen der Beteiligten immer wieder auseinandersetzen mussten. Deshalb haben sich die Entwürfe mit der Zeit immer mehr angenähert.“ 

 

Kritik wurde in der Diskussion auch geäußert: Sind die Abstände zu den Wohnungen groß genug? Wie ist das mit der Anlieferung und Entsorgung – reicht die Berolinastraße aus? Ist das neue Quartier offen genug zu den Wohnbauten hin? Wie sind die Freiraumqualitäten des Quartiers? Was ist mit den Parkplätzen für Anwohner? 

 

Diese und andere Fragen wurden vom Obergutachtergremien am folgenden Tag beraten und entschieden, dass zwei Entwürfe – nämlich die der Planungsgemeinschaften „Teleinternetcafe + Treibhaus Landschaftsarchitektur“ sowie „COBE Berlin + Studio Sörensen“ überarbeitet werden sollen.

 

Der Stellvertretende Bezirksbürgermeister und Baustadtrat Ephraim Gothe stellte abschließend klar:  „Auch wenn wir diesen Schritt nun bewältigt haben, sind noch viele Fragen offen: Das Verfahren zur Erstellung eines Bebauungsplans ist gerade angelaufen. Mindestens für das Rathaus wird es einen weiteren Wettbewerb geben. Und nicht zuletzt muss das Ganze auch noch finanziert werden.“ 

 

Ab sofort und noch bis 15. Februar können sich Interessierte zur Planung äußern. Die Pläne können direkt im Bezirksamt Mitte (Fachbereich Stadtplanung, Müllerstraße 146, 13353 Berlin, Zimmer 168, Telefon 9018-45840) eingesehen und kommentiert werden (Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch von 9 bis 15 Uhr, Donnerstag von 9 bis 18 Uhr). Die Werkstatt am Haus der Statistik (im ehemaligen „Fahrrad Flöckner“) ist weiterhin offen.

 

Dort sind alle Pläne zu besichtigen und es können Anregungen und Kritik gegeben werden. Der Vorentwurf des Bebauungsplans liegt aus und kann im Rathaus Wedding oder im Internet eingesehen werden. Verwaltung und Politik müssen sich mit den Einwendungen zum Entwurf befassen und abwägen, wie damit zu verfahren ist. 

 

Fazit: Es bleibt spannend! Und: Sie können sich weiterhin einmischen! 

 

Sonja Kreitmair

19.01.2019

 
 

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